meine anderswelt 2

magazin sueddeutsche, ein Erdbeerapfelbaum

Diese Frage fand ich so eben bei Ladylikekandis. Ich habe ihr nichts geschrieben, weil ich sicher bin, dass jeder Mensch eine andere Definition von Leben hat.
Ich habe sicher um die 30 nicht anders getickt als Kandis.Ich hatte nicht so sehr die ausgeprägten Entzugserscheinungen wie sie sie beschreibt. Aber wie wäre es langweilig wären alle Frauen gleich. Für mich war die Suche und das Finden der großen Liebe das wichtigste, nach meinem Sohn.
Ich glaubte, dass das, das schönste im Leben ist: Zu lieben und wieder geliebt zu werden. Und das ist es sicher auch. Es ist nicht jedem vergönnt sie auch zu finden. Meistens liebt man nur einseitig, bekommt die Gefühle nicht zurück, oder kann sie nicht erwidern. Aber das ist nun wirklich nicht mehr mein Thema. Glücklich die, die sie gefunden haben und halten konnten !

Dieser Psychopath hat diesen Wunsch gründlich ausgetreten. Das ist, wenn man älter wird, von Vorteil ! Man erspart sich Enttäuschungen. Schließlich ist man ja auch anspruchsvoller geworden, das "Material" weniger und was früher wichtig war, ist es heute nicht mehr. Ich möchte, wenn ich denn mich je erholen würde, einen Freund vor allem erst einmal im geistigen Sinne. Man muss sich verstehen und hier und da gemeinsame Interessen haben. Sympathisch aussehen sollte ein Typ nach meinem Geschmack auch. Aber wenn ich ehrlich bin, geht es auch ohne Typ.
Ich komme nun mehr seit Jahren ohne klar. Die paar Jährchen bekomme ich auch noch so herum. Eine gute Freundin, mit der ich Interessen teile und viel Lachen kann, käme mir mehr gelegen.
Ein gemischter Freundeskreis wäre wunderbar.


Was ist der Sinn des Lebens ? Nun, da ich eingesperrt bin und einsam, die meisten Sachen, die für andere selbstverständlich sind, nicht tun kann, weil dieser penetrante, hirnamputierte Pajero mir jeden Tag zur Quälerei werden lässt, wüsste ich sicher die Kleinigkeiten sehr zu schätzen. Als da wären mit der Freundin Shoppen gehen, einen Kaffee zwischendurch trinken und die vielen tausend, intensiven Gerüche genießen. Nach Kaffee, nach Parfum, nach süßen Leckereien. Manchmal haut mich der Duft von einem Pfirsich total um, und lässt sofort die Kindheit auferstehen. Wenn meine Mutter und ich uns im Sommer diese leckeren Dinger, einzeln in Assietten verpackt, mit nach Hause nahmen. Und wie herrlich sie schmeckten.
Ich glaube es sind wirklich die Kleinigkeiten. Ein gutes Gespräch, das Lachen.
Ich kann die Natur so intensiv genießen wie nie zuvor. Vielleicht eine Frage des Alters. Aber sie hat immer so viel Tröstliches für mich und es schwingen auch Erinnerungen aus der Kindheit mit. Nur möchte ich meinen, dass ich heut noch intensiver hinschaue.



Nach dem sich meine Bussarde eine Woche nicht meldeten, Schoko vergangene Woche beleidigt an mir vorbei geflogen ist ( ich hatte vergessen, sie am Waldrand zu rufen) riefen sie mich heute, als ich meine Tasse Kaffee auf der Terrasse genießen wollte. "Hiiiäää" !
Ich ruf zurück und da ist es wieder das "Hiiiääää". Und ich sehe sie hinter mir über den Häusern schweben. Ich kann kaum beschreiben, wie das Glücksgefühle bei mir freisetzt.
Ich stürme natürlich hinaus und da segeln sie so wunderschön, kommen näher und rufen und gleiten majestätisch dahin.
Das ist ein Gefühl, als wenn es mir von der Bauchmitte aus wie Sektsprudel ins Herz hochprickelt. Es zieht bis in die Mundwinkel und die heben sich zu einem permanent Grinsen. Ich kann mir das auch nicht erklären. Nur so, es sieht so schön, so anmutig und sooo nach unendlicher Freiheit aus ! Ich könnte heulen, wenn sie dann immer kleiner werden und wieder aus meinen Augen verschwinden.

Heute trank ich hastig meinen Kaffee und rannte hinaus am Wald entlang. Ich rief, egal was die Leute sagen, aber die kennen mich schon, und grinsen meist freundlich, viel toleranter als in Stassfurt. Ich bekomme ja auch Antwort. "Hiiiäää" da ist es wieder, da sind sie wieder und kommen mir wieder näher. Die kleinen Schwalben segeln auch fröhlich mit, und es ist einfach beglückend anzusehen. Dann segeln die Katzenadler über mir, und zurück in den Wald.


leider psychoverwackelt

Dort habe ich dann später noch kurz meine beleidigte Schoko seitlich fortfliegen sehen. Ich hoffe sie schmollt nicht mehr allzu lange.

Das ist für mich der Zeit das Glück. Mein Kätzchen zu knuddeln, ihre Launen zu ertragen, weil ich weiß sie hat es nicht leicht. In den Wald zu gehen und die Natur zu genießen. Den Kontakt zu den Vögeln, den Eichhörnchen, Hasen,Rehen, Enten, Igelchen, Blindschleichen, Fröschchen, Mäuschen und Schmetterlingen.
Auf meinem Rückweg, den ich den Bussardweg nenne, denn da haben wir uns immer aus nächster Nähe gesehen, flog auch meine leicht beleidigte Schoko. Und es kam endlich mal wieder ein brauner Schmetterling angeflogen. Immer ist es dieser Weg, als wollten sie einen Schmetterlingsweg daraus machen. Er setzte sich zu meinen Füßen, ich durfte ihn lange betrachten, bis ich einen Hund nebst Herrchen nahen sah, da stipste ich ihn ganz sanft an den Fühler und er flog wieder auf, umflatterte mich, flog wieder hoch, nach links, nach rechts, noch mal um mich herum und dann fort. Wenn das nicht auch Kommunikation ist ! Wenn das nicht auch einfach herrlich ist .



Der Sinn des Lebens ist es wohl, so viel Spaß zu haben wie man darf. Erfüllung im Beruf oder in der Liebe. Immer vorausgesetzt es geht nicht zu Lasten anderer.
Gott ist es egal, ob ihm seine Schöpfungen auf die Schliche kommen und wieviel Spaß sie haben dürfe. Aber seine Schöpfung mit Achtung zu behandeln, dürfte ihm, so es ihn gibt, nicht einerlei sein.
Leider lebt ein viertel der Menschheit auf Kosten des Restes und das ist was die Welt kaputt macht.