Kindheit
Je müder ich werde, desto mehr fällt mit meine schöne Kindheit ein.
Aber zuvor bin ich im Amt gewesen und Frau Köpp, sie ist ja immer scheiß freundlich, lässt mich kaum zu Wort kommen, sagt einen netten Satz und ist politisch erstaunlich progressiv. Das Gespräch tat mir, wider Erwarten, gut. Für einen Moment tat nichts mehr weh, es fühlte sich an, als zöge mich jemand ein Stückchen aus dem Moor, oder als weiche das erdrückende Steinkorsett um meinen Körper ein wenig. Kein Schmerz im Hals, kein Magenschmerz oder Magendarmkrampf, kein Rückenschmerz. Etwas löste sich und ich musste mal zur Abwechslung ein wenig vor Erleichterung heulen.
Meine kleinen Federfreunde hatten mich mal wieder hin und zurück begleitet und selbst Häschen saß auf der Randstadtwiese, mümmelte und grüßte. "Duuuu, das ist gefährlich! Wie willst du denn zurück hoppeln über diese stark frequentierte Straße?" Ich hoffe sehr, dass es das geschafft hat und nicht getötet wurde.
Zu Hause klappe ich dann schnell wieder zusammen. So wie sich Susi jeden Tag ein Stück zu verabschieden scheint, ohne jede Hoffnung, sie putzt sich zu Tode (ja, sie ist sauber und anständig) und ich auch...ha, ha!
Vielleicht sieht man mir meinen Kummer ja wirklich nicht an und ich bin auch nicht ständig in der Stimmung, feindliche Angriffe unter dem Deckmantel der widerlichsten Freundlichkeit abzuwehren.Wie die Frau, die zufällig in mich rein läuft, oder die Männer, die mich alle umwerfend finden und sich am liebsten zu mir einladen ließen. Das testet der auch immer wieder gerne aus, der Krankschwanz Dr. Welker(wer weiß wo der abschreiben lassen hat).
Schlagfertig zu kontern lerne ich wohl nicht mehr.
Dafür finde ich auf meiner Wanderung immer mehr aus der Kindheit. Da waren doch diese zarten Wildgetreide, jedenfalls sehen sie so aus, die wir am Stengel nach oben schoben, um raten zu lassen :"Hühnchen oder Hähnchen"? Wisst ihr noch Ralli und Wolfgang? Wir haben Kletten aufgebröselt und uns den Inhalt in den Nacken gestreut. Das war das reinste Juckpulver, aber auch sehr komisch und jeder war mal dran. Dann gab es diese Kleberanken, die sah ich hier nach gefühlten 100 Jahren das erste mal wieder. Keine Frage, dass ich damit herumspiele, sie an Bäume klebe oder an mich.
Schneebälle mitten im Frühsommer, ich liebte die schon als Kind
Das seltsame Geschoss, dass sie auf meinem Traumareal bauen, wird ein Klettergerüst. Na, Hauptsache es wird für die Tiere nicht zu laut.
sachmed - 5. Mai, 17:09